Meine Studienzeit in Hamburg verbinde ich vor allem mit Einem - Nachts mit alten Rennrädern durch die Stadt flitzen.
Das Rennrad gehörte irgendwie dazu, mein ganzer Freundeskreis besaß damals eins. Die Gründe sind klar: Schickes, cooles Bike mit dem man schnell von A nach B kommt und gleichzeitig auch noch bezahlbar ist. In Hamburg gab es damals zahlreiche Händler, die massenhaft alte Rennräder aus Holland und Frankreich nach Hamburg importieren, diese ein wenig aufmöbelten und dann mit Gewinn weiterverkauften. So schön die Räder auch waren und auch die Zeit damit, kommen mir gleichzeitig die vielen Probleme mit den Oldies in den Sinn. Wie oft habe ich mein Fahrrad schieben müssen, weil ich mir doch wieder auf dem Kiez mit seinen ganzen Scherben am Boden einen Platten eingefahren hatte. Die Fahrt über das Kopfsteinpflaster an den Landungsbrücken war eine Qual und auch Regen machte die Fahrt ganz schön ungemütlich und gefährlich. 1-2 Bier in der Kneipe mehr als gedacht und schon war es dunkel. Das hieß dann vor allem eins - ohne Licht irgendwie nach Hause kommen, möglichst ohne Kontakt zu Freund und Helfer.
Mit meinem Umzug nach München und meinem ersten Job war ich dann auf der Suche nach einem neuen Rad. Ich hatte den Stress mit den Rennrädern ein wenig satt und war auf der Suche nach einem zuverlässigen Wegbegleiter mit dem ich zuverlässig auch lange Strecken fahren könnte, Regen hin oder her. Kopfsteinpflaster oder auch mal Schotter sollten kein Problem sein und auch auf den ewigen Nerv mit dem Licht hatte ich keine Lust mehr. Gleichzeitig sollte mein neues Rad natürlich schön sein - Ein Rad auf dem ich mich wohl fühle und irgendwie auch Stil bewahre. Ich haderte zwischen Trekkingrad und Rennrad mit Schutzblechen, konnte mich aber irgendwie nicht durchringen. Die Räder im Radladen nebenan waren alle irgendwie nicht gerade schön und auch im Internet wurde ich auf den ersten Anhieb nicht wirklich fündig. Auf einer Party hörte ich dann irgendwann das erste Mal von dem sog. "Randonneur". Ich muss gestehen, ich musste erst einmal googlen...
Wikipedia sagt dazu:
"Es ähnelt dem Rennrad, verfügt aber über einen kleinen Gepäckträger, Schutzbleche und Licht [...] Randonneure haben in der Regel einen längeren Radstand als übliche Rennräder und weisen deshalb weniger wendige aber insgesamt ruhigere Fahreigenschaften auf."
Zu schön um wahr zu sein? Die Beschreibung passte perfekt zu dem was ich suchte, daher machte ich mich gleich am nächsten Tag daran einen Händler zu finden. Das war dann aber gar nicht so einfach. Wie sich schnell herausstellte, handelt es sich bei dem Randonneur nicht gerade um ein Mainstream-Fahrrad. Es schien ein Exot zu sein, der im klassischen Radladen nur schwer zu bekommen ist.
Im Internet sah das Ganze dann schon anders aus. Wenn man gezielt ein wenig nach dem Wort "Randonneur"recherchiert, findet man sehr viele - eher kleinere - Manufakturen, die genau solche Fahrräder im Angebot haben.
Schnell hatte ich die typischen Merkmale eines Randonneurs identifiziert, die genau das versprachen was ich suchte. Durch den Stahlrahmen und die Rennradoptik wirken die Randonneure sehr sportlich und auch irgendwie stylisch. Die Rahmen sind sehr filigran und meistens einfarbig gehalten. Schutzbleche und ein Nabendynamo machen das Fahrrad absolut alltagstauglich. Ein stabiler Gepäckträger und Rennradschaltung machen das Fahrrad auch für lange Strecken brauchbar. Über ein eine kleine Manufaktur aus Erfurt stellte ich mir dann mein Traumrad zusammen. Ich hatte mein perfektes Fahrrad gefunden...
Ich fahre dieses Fahrrad nun schon seit über 2 Jahren und ich kann absolut sagen: ES IST PERFEKT. Für den alltäglichen Einsatz in der Großstadt, aber auch für Fahrradtouren an den See oder Bike-Packing. Es funktioniert einfach einwandfrei und macht einfach nur Spaß. Vor allem der Stahlrahmen hat es mir angetan. Ein Stahlrahmen ist deutlich filigraner als andere Materialien und verzichtet meist auf eine Federgabel. Da Stahl mehr nachgibt als Aluminium, ist ein Stahlrahmen deutlich laufruhiger und gemütlicher als ein vergleichbarer Alurahmen. Die fehlender Fehlergabel macht das Fahrrad optisch sehr ansprechend und der Nachteil des höheren Gewichts von Stahl wird kompensiert. Stahl ist außerdem extrem widerstandsfähig und langlebig und eignet sich daher ganz besonders für den harten täglichen Einsatz.
Hier noch einmal kurz die Eigenschaften zusammengefasst, die das Fahrrad für mich so interessant machen:
Stahlrahmen: Filigran, laufruhig, stabil und langlebig
Rennradkomponenten: Schönes Schaltverhalten und geringes Gewicht
Rennlenker: Ermöglicht sportliches Fahren und bietet verschiedene Griffmöglichkeiten
Nabendynamo: Integriertes Licht lässt sich ganz einfach aktivieren bzw. deaktivieren.
Schutzbleche: Fahrradfahren bei Regen wird ermöglicht
TUBUS Fahrradträger: Perfekter Halt von Satteltaschen, sowohl hinten als auch bei Bedarf vorne (Längere Touren)
Hydraulische Scheibenbremsen: Zuverlässiges Bremsverhalten auch bei Regen
Gerne bin ich Euch bei der der Suche nach einem geeigneten Randonneur behilflich. Schreibt mir einfach über das Kontaktformular.
Randonneur [ʀɑdɔnœʀ] (von franz.Wanderer) ist die unter Radfahrern gebräuchliche Bezeichnung für einen Langstreckenradfahrer, der große Distanzen (ab 200 km) in zumeist sportlichem Tempo, mit nur geringen Pausen und möglichst autark zurücklegt. (Wikipedia).
Für mich kurz: Reiserennrad.
Ich möchte den vom Autor genannten Herausforderungen in der Stadt (Kopfsteinpflaster und Platten durch Müll) noch hinzufügen: Straßenbahnschienen und Bordsteine.
All diese Gegebenheiten in der Stadt sind für ein Rennrad (auch eine Reiserennrad) gänzlich ungeeignet. Vor allem die Schmalen Reifen machen hier die Hauptprobleme.
Daher ist ein Rennrad für mich in keinster Weise für eine deutsche Stadt geeignet (Die Qualität der Radwege in unseren Nord-Westlichen Nachbarländern ist da ein anderer Schnack).
Meine Empfehlung geht hier eindeutig auf Ballonreifen (ab 47mm Durchmesser), und vorzugsweise 26", gerne…